PRIF Reports
Die PrEval-Reportreihe fasst die zentralen Projektergebnisse zusammen. Dabei wird zum einen ein systematischer Überblick über die Evaluationsbedarfe der deutschen Trägerlandschaft in den Präventionsfeldern Islamistischer Extremismus wie Rechtsextremismus geboten, die bestehenden Kapazitäten für Evaluation und wissenschaftliche Begleitung von Präventionsmaßnahmen erhoben sowie Evaluationsstrukturen international vergleichend analysiert. Zum anderen werden multimethodische Evaluationsdesigns vorgestellt, die im Rahmen der PrEval-Pilotstudien für spezifische Präventionsmaßnahmen in enger Zusammenarbeit mit den Trägern (und teilweise auch Mittelgebern) dieser Maßnahmen entwickelt wurden.
Bislang im Rahmen der Reportreihe erschienen:
Evaluation der politischen Bildung im Jugendstrafvollzug – Ansätze, Chancen, Herausforderungen
Politische Bildung im Jugendstrafvollzug ist vielfältig. Alle Angebote eint jedoch, dass sie den inhaftierten Jugendlichen Diskussions- und Reflexionsräume bieten sollen, um ihre Resilienz gegenüber antidemokratischen Einstellungen und ihre Selbstwirksamkeit zu stärken. Hier offenbart sich ein Spannungsfeld: Wie sind politisch bildnerische Angebote mit den Strukturen in Unfreiheit vereinbar und wie können sie dennoch (besser) wirken? Evaluationen können hier ansetzen, um Fragen nach Good Practices, Effektivität sowie Nützlichkeit zu beantworten und Entwicklungspotenziale auszuloten.
Der vorliegende Report basiert auf einer Fallstudie des PrEval-Projekts in Kooperation mit zwei Projekten der bpb-Förderlinie „Politische Bildung im Jugendstrafvollzug“. Im intensiven Wissenschafts-Praxis-Dialog und mithilfe von leitfadengestützten Expert:innen-Interviews wurden die Besonderheiten des Kontextes und der Zielgruppen sowie die Perspektiven der Expert:innen auf politische Bildung und deren Evaluation in diesem Feld erhoben. Das Ergebnis sind Erkenntnisse für zukünftige Evaluationen politisch bildnerischer Maßnahmen im Jugendstrafvollzug.
Zusatzmaterial zum Download
Im Rahmen der Fallstudie haben die Forschenden des PrEval-Projekts gemeinsam mit Praxispartner:innen Projekttagebücher und Evaluationsfragenkataloge entwickelt. Diese Materialien stehen hier zum Download bereit. Sie richten sich an Wissenschaftler:innen, Fachpraktiker:innen und Evaluierende und können für den jeweiligen Zweck erprobt, angepasst und weiterentwickelt werden. Das Material unterliegt dabei der Creative Commons-Lizenz CC BY-SA 4.0 International. Weitere Informationen zur Lizenz und zu den Urhebern finden sich im Material.
Developmental Evaluation zur Begleitung von Entwicklungsprozessen in Projekten der Radikalisierungsprävention – ein Anwendungsbeispiel
Das Handlungsfeld Radikalisierungsprävention unterliegt einer hohen Dynamik und Komplexität, weshalb klassische Formen der Evaluation hier bisweilen zu kurz greifen. Vielversprechend scheinen daher entwicklungsorientierte Ansätze wie etwa die sog. Developmental Evaluation. Sie versteht die Projekte als in längerfristigen Entwicklungs- bzw. Innovationsprozessen verhaftet und begleitet sie in dieser Entwicklung. Dabei sieht sie eine partnerschaftliche Kooperationsbeziehung zwischen Projektumsetzenden und Evaluierenden vor. Im Kontext der Radikalisierungsprävention wurde dieser Ansatz in Deutschland bisher jedoch nicht angewendet.
Mit diesem Report legen die Autor:innen erstmals eine Fallstudie vor, die den Einsatz von Developmental Evaluation in diesem Bereich erprobt. Gemeinsam mit Praktiker:innen von beRATen e.V., einer Beratungsstelle im Bereich neo-salafistische Radikalisierungsprävention, konnten so erste Erfahrungswerte und Reflexionen zur Developmental Evaluation gesammelt werden. Das Ergebnis ist ein Beitrag zum anwendungsbezogenen Wissen darüber, wie Projekte der sekundären und tertiären Radikalisierungsprävention evaluiert werden können.
Evaluationskapazitäten im Bereich der Extremismusprävention und der politischen Bildung in Deutschland
Evaluationen erfüllen vielfältige gesellschaftliche Funktionen und werden auch in der deutschen Extremismusprävention immer wichtiger. Wie gewinnbringend und effektiv sie sind, hängt jedoch wesentlich von bestehenden Evaluationskapazitäten ab.
Mithilfe einer bundesweiten Telefonbefragung unter 104 Evaluationsakteuren haben die Autor:innen die Evaluationskultur sowie vorhandene Kapazitäten und Ressourcen im Bereich der Fremd- und Selbstevaluation erhoben. Der vorliegende Report analysiert die gesammelten Daten und bietet einen systematischen Überblick über bestehende Evaluationskapazitäten in Deutschland sowie die Weiterentwicklungspotenziale für eine effektive und konstruktive Evaluationspraxis im Bereich der Extremismusprävention und der politischen Bildung.
Evaluation und Qualitätssicherung in der Kooperation sicherheitsbehördlicher und zivilgesellschaftlicher Akteure in der sekundären und tertiären Extremismusprävention
Die Kooperation von zivilgesellschaftlichen und sicherheitsbehördlichen Akteuren in der Extremismusprävention und deren Evaluation stellen eine besondere Herausforderung dar. Hier treffen sehr unterschiedliche Akteure mit höchst unterschiedlichen Konzepten und Arbeitsweisen aufeinander. Weitere Anforderungen erwachsen aus dem Datenschutz und aus verschiedenen Aspekten von Vertraulichkeit und Geheimhaltung.
Wie kann Evaluation dazu beitragen, einen vertrauensvollen, respektvollen und konstruktiven Umgang zu entwickeln, in dem praxisrelevante Ergebnisse unter den beteiligten Akteuren ausgetauscht, reflektiert und gesichert werden? Und welche Möglichkeiten und Herausforderungen verbinden Kooperationsakteure mit Evaluation? Auf der Basis von 40 semi-strukturellen Interviews gehen die Autor:innen diesen Fragen nach, strukturieren die erfragten Bedarfe und leiten daraus Empfehlungen für die Fachpraxis, die Forschung, sowie Politik und Verwaltung ab.
Monitoring, Evaluation und Lernen: Erfahrungen und Bedarfe der Fachpraxis in der Prävention von Rechtsextremismus und Islamismus
Evaluationen in der Extremismusprävention sind häufig Gegenstand kontroverser Debatten. Um sie künftig praxisnah und zielorientierter gestalten zu können, müssen Bedarfe unter Einbeziehung der Praxisperspektive systematisch erhoben werden. Vor diesem Hintergrund haben die Autor:innen des PrEval-Projekts erstmals 429 Praktiker:innen aus den Phänomenfeldern islamistischer Extremismus und Rechtsextremismus zu den Themen Evaluation, wissenschaftliche Begleitung und Qualitätssicherung befragt.
Der vorliegende Report fokussiert die Evaluationsbedarfe und -erfahrungen innerhalb der vielfältigen Landschaft der Extremismusprävention. Er führt zudem in zentrale Begrifflichkeiten ein, gleicht Evaluationsstandards ab und ordnet sie in den wissenschaftlichen Kenntnisstand ein. Das Ergebnis sind Empfehlungen für die Bereiche Qualitätssicherung und Evaluation in der deutschen Extremismusprävention, die der Weiterentwicklung im Feld dienen sollen.
Klientenzentrierte Evaluation in Multi-Agency-Settings der Extremismusprävention. Möglichkeiten und Grenzen eines wirkungsorientierten Vorgehens
Distanzierungs- und Deradikalisierungsarbeit ist ganz wesentlich durch Multi-Agency-Settings geprägt: Verschiedene Akteure arbeiten zusammen, um Klient:innen mit Multiproblemlagen zu stabilisieren und in Ko-Produktion eine Distanzierung von extremistischen Gruppierungen und Ideologien zu erreichen. Diese Zusammenarbeit ist stark arbeitsteilig angelegt und findet in vielfältigen Kooperationsgefügen statt. Bisherige Evaluationen nehmen diese Komplexität der Distanzierungsarbeit jedoch kaum in den Blick, da sie oftmals auf einzelne Projekte oder Träger fokussieren (müssen).
Um Anhaltspunkte für eine Evaluation zu erhalten, die dem Multi-Agency-Charakter der Arbeit Rechnung trägt, haben die Autor:innen Interviews mit Mitarbeitenden von Trägern der Distanzierungs- und Deradikalisierungsarbeit durchgeführt. Die Ergebnisse zeigen auf, wie Evaluationen angelegt werden könnten, die Multi-Agency-Settings und ganze Hilfsnetzwerke berücksichtigen, in die die Klient:innen eingebettet sind. Vor diesem Hintergrund führt der Report den Begriff „klient:innenzentrierte Evaluation“ ein und formuliert Empfehlungen für Mittelgebende, Evaluierende und Fachpraxis.
Multimethodische Evaluationsdesigns: eine Erhebung der sozialwissenschaftlichen Praxis
Bei der Evaluation von sozialen Programmen, wie etwa im Bereich der Extremismusprävention, kann es förderlich sein, mehrere Forschungsmethoden (Multimethodik) und Akteursperspektiven (Multiperspektivität) einzubeziehen, um dem Evaluationsgegenstand gerecht zu werden. In der Umsetzung können multimethodische Evaluationen jedoch unterschiedlich aussehen. Der vorliegende Report beschreibt auf Basis einer umfangreichen Analyse publizierter Evaluationen, wie Multimethodik und Multiperspektivität in der Breite der sozialwissenschaftlichen Evaluationsforschung umgesetzt werden. Der Report vergleicht die Umsetzung von Multimethodik und Multiperspektivität über verschiedene Disziplinen wie Bildung, Gesundheit, Politik, Kommunikation und Justiz hinweg und bietet damit eine Orientierungshilfe für ein entsprechendes Vorgehen bei der Evaluation in der Extremismusprävention.
Webvideos und Livestream zur Aufklärung über Desinformation. Evaluationsansätze zu digitalen Formaten in der politischen Bildung
Die massenhafte Verbreitung von Desinformation über digitale Medien stellt die demokratische Meinungs- und Willensbildung vor immer größere Herausforderungen. Die Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) entwickelt deshalb eigene Formate, um die Medienkompetenz und Medienkritikfähigkeit junger Erwachsener zu fördern und sie am Sozialisationsort Internet über die Gefahren von Desinformation aufzuklären. Hierzu arbeitete die bpb im Projekt „UnFAKE“ mit sog. ‚Creator:innen‘ zusammen, um deren Follower:innen auf Augenhöhe anzusprechen und politisch bildende Inhalte über Webvideoformate zu vermitteln.
Die Autor:innen dieses Reports haben die Entstehung und Publikation dieser Webvideos wissenschaftlich begleitet, um Erkenntnisse zu Prozess- und Wirkungsevaluation solcher Formate zu gewinnen. Im Dialog mit den Mitarbeitenden der bpb haben sie Evaluationsansätze und partizipative Instrumente entwickelt sowie diese im Rahmen des Projekts getestet. Die Pilotstudie stellt das Projekt sowie die getesteten Evaluationsinstrumente vor und diskutiert, welche Potenziale der Einsatz von Webvideos und Livestreams im Kontext politische Bildung bietet.
Erfahrungen aus der Evaluationsplanung eines Aussteigerprogramms. Voraussetzungen für Wirksamkeitserfassung in der tertiären Extremismusprävention
Das Aussteigerprogramm Islamismus des Landes Nordrhein-Westfalen (API) und der Forschungsverbund PrEval bereiten gemeinsam die Ausschreibung einer wirkungsorientierten Evaluation des API-Programms vor. Im vorliegenden Report beschreiben die Autor:innen das notwendige dialogische Vorgehen bei der Vorbereitung des Evaluationsprozesses und leiten daraus Empfehlungen für die beteiligten Evaluationsakteure ab. Diese systematische Reflexion über die Vorbereitung eines wirkungsorientierten Evaluationsdesigns bietet eine Orientierungshilfe für Auftraggebende von Evaluationen, Evaluierende, evaluierte Projekte und Programme, aber auch Zuwendungsgeber.
Erfolgsbedingungen und Herausforderungen für die Zusammenarbeit von Fachpraxis und Wissenschaft bei der Evaluation von Angeboten politischer Bildung
Die Frage, wie Maßnahmen der politischen Bildung und zur Extremismusprävention wirkungsvoll evaluiert werden können, um ihre Qualität sicherzustellen, ist von hoher Relevanz – sowohl für die Fachpraxis als auch für die zuständigen Behörden. Eine Zusammenarbeit zwischen Fachpraxis und Wissenschaft kann dazu beitragen, Evaluationsvorhaben und Prozesse der Qualitätssicherung bedarfsgerecht und praxisrelevant umzusetzen. Der vorliegende Report zeichnet anhand einer Pilotstudie exemplarisch nach, wie diese Zusammenarbeit bei der Entwicklung von Evaluationsdesigns gestaltet werden kann. Die Autor:innen analysieren die Herausforderungen und Erfolgsbedingungen auch im Hinblick auf weitere Evaluationsvorhaben. Dabei gehen sie besonders auf die Prinzipien der Partizipation, der Multiperspektivität und der Multimethodik ein.
Außerdem im Rahmen des PrEval-Projekts als GPPi-Study erschienen:
Extremismusprävention evaluieren: Institutionelle Strukturen im internationalen Vergleich
Um aus Evaluationen den größtmöglichen Nutzen zu ziehen, kommt es wesentlich darauf an, effektive institutionelle Strukturen aufzubauen. Diese wirken sich maßgeblich darauf aus, wer Einfluss auf die Zielsetzung, Beauftragung, Finanzierung und Durchführung von Evaluationen hat und inwieweit Evaluationsergebnisse dazu genutzt werden, zukünftiges Handeln zu gestalten. Im Rahmen des PrEval-Projekts untersucht diese Studie internationale Beispiele für solche Evaluationsstrukturen. Die Autor:innen gehen insbesondere auf jene Lehren aus dem internationalen Kontext ein, die als Grundlage für die Weiterentwicklung der deutschen Extremismuspräventionslandschaft dienen können.
Die Studie ist parallel auch auf Englisch erschienen.